Götterdichtung 4. Balders Träume
:: Edda Lieder
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Götterdichtung 4. Balders Träume
Das reizvolle kleine Lied gibt uns einen einzelnen Auftritt aus dem Weltendrama: Angeregt ist es wohl durch der Seherin Gesicht,woraus es,wie auch aus dem Thrymlied,ein Gesätz fast wörtlich übernommen hat: Odin reitet zur Grenze des Totenreichs,um eine Wölwa aus dem Grabhügel zu beschwören; daß grade Tote die Zukunft künden könnten,war alter Volksglaube. Die Wölwa weissagt den schwersten Verlußt für die Götter,den Tod Balders,aber auch die Rache hierfür; Die Schlußfrage bleibt uns dunkel: Die letzten Worte der Seherin weisen auf die Götterdämmerung.
Genzmer
1
Die Asen eilten alle zum Thing und die Asinnen alle zum Rat; und das berieten die reichen Götter,warum Balder Böses träume.
2
Auf stand Odin,der alte Held,und legte Sleipnir den Sattel auf. Nieder ritt er nach Nifelheim; einen Hund traf er,der aus der Höhle kam.
3
Blutig war er an der Brust vorne,des Zaubers Herrn umheult er lange: Der Ritt weiter,der Weg dröhnte; zum hohen Haus der Hel kam er.
4
Da ritt Odin ostwärts vors Tor,dort wo er wußte der Wölwa Hügel: Ein Wecklied sang er der Weisen da,bis auf sie tauchte,Totenwort sprach:
5
>Wer ist der Mann,mir unbekannt,der mir vermehrt mühvollen Weg? Regen schlug mich,bereift war ich und taubetrüft: tot war ich lange.<
6 Odin
>Wegtam heiß ich,bin Waltams Sohn. Sprich von der Tiefe,vom Tag will ich´s! Wem sind die Sitze besät mit Ringen und strahlt die Bank,bestreut mit Gold?<
7 Die Seherin
>Für Balder steht hier gebraut der Met,schimmernder Trank,der Schild liegt drauf: Unheil ahnen Asensippen. Genötigt sprach ich; nun will ich schweigen.<
8 Odin
>Schweig nicht,Wölwa! Ich will dich fragen,bis alles ich weiß; weiter sag mir: wer wird Balders Blut vergießen,das Alter enden Odins Söhne?<
9 Die Seherin
>Hödur bringt her den hohen Ruhmsproß; er wird Balders Blut vergießen,das Alter enden Odins Söhne. Genötigt sprach ich: nun will ich schweigen.
10 Odin
>Schweig nicht,Wölwa! Ich will dich fragen,bis alles ich weiß; weiter sag mir: wer heischt Rache für Hödurs Tat,bringt zum Brandstoß Balders Mörder?<
11 Die Seherin
>Rinda im Westsaal Wali gebiert: nicht wäscht er die Hand,nicht kämmt er das Haar,bis Balders Feind auf dem Brandstoß liegt: Genötigt sprach ich; nun will ich schweigen.<
12 Odin
>Schweig nicht Wölwa! Ich will dich fragen bis alles ich weiß; weiter sag mir: welche Mädchen weinen gerne,werfen gen Himmel die Halslinnen?<
13 Die Seherin
>Nicht Wegtam bist du,wie ich meinte: Odin bist du,der alte Held!<
Odin
>Keine Wölwa bist du,keine weise Frau; drei Thursen sind die Töchter dein!<
14 Die Seherin
>Reit nun heimwärts! Des Ruhmers sei froh! So komme künftig keiner mir nah,bis Loki den Leib löst aus Banden und der Rater Schicksal zerschmetternd naht!<
Anmerkung:
2 Nifelheim,Nebelheim,ein Name der Hel,des Totenreichs. 3 ( Zu Odin als Herrn der Zaubers sieh Nr. 25. 6 Wegtam >der Weggewohnte<,Waltam >der Schlachtgewohnte<. Vgl zu Nr. 6 Str. 22 Also: zu wessen Empfang ist der Saal der Hel geschmückt? 9 (1) >her<,d.h. in die Hel. Nach Snorris Darstellung tötet der blinde Gott Hödur seinen Bruder Balder durch den Schuß mit dem Mistelzweig. 11 (2) Odin zeugt mit der Riesin Rinda den Rächer Wali; dieser schreitet,einen Tag alt,zur Tat: dies drückt Z. 3,5 plastisch aus: Der Urtext enthält vor diesen noch die beiden Strophen überfüllenden Zeilen: >Der Odins Sohn einnächtig kämpft.< 12 (5- Odin kleidet die letzte Frage
>Wer wird Balder beweinen?< In die Gestalt eines Rätsels,sehr ähnlich den Rätselfragen in Nr. 24 Str. 18-24. Das Rätsel soll für die Riesin und uns,unlösbar sein; der Gedanke ist,daß die Seherin an dieser geheimnisvollen Frage den Odin erkennt. 14 (5- Das Loskommen des gefesselten Loki eröffnet den Götteruntergang, >der Rater Schicksal<.
Genzmer
1
Die Asen eilten alle zum Thing und die Asinnen alle zum Rat; und das berieten die reichen Götter,warum Balder Böses träume.
2
Auf stand Odin,der alte Held,und legte Sleipnir den Sattel auf. Nieder ritt er nach Nifelheim; einen Hund traf er,der aus der Höhle kam.
3
Blutig war er an der Brust vorne,des Zaubers Herrn umheult er lange: Der Ritt weiter,der Weg dröhnte; zum hohen Haus der Hel kam er.
4
Da ritt Odin ostwärts vors Tor,dort wo er wußte der Wölwa Hügel: Ein Wecklied sang er der Weisen da,bis auf sie tauchte,Totenwort sprach:
5
>Wer ist der Mann,mir unbekannt,der mir vermehrt mühvollen Weg? Regen schlug mich,bereift war ich und taubetrüft: tot war ich lange.<
6 Odin
>Wegtam heiß ich,bin Waltams Sohn. Sprich von der Tiefe,vom Tag will ich´s! Wem sind die Sitze besät mit Ringen und strahlt die Bank,bestreut mit Gold?<
7 Die Seherin
>Für Balder steht hier gebraut der Met,schimmernder Trank,der Schild liegt drauf: Unheil ahnen Asensippen. Genötigt sprach ich; nun will ich schweigen.<
8 Odin
>Schweig nicht,Wölwa! Ich will dich fragen,bis alles ich weiß; weiter sag mir: wer wird Balders Blut vergießen,das Alter enden Odins Söhne?<
9 Die Seherin
>Hödur bringt her den hohen Ruhmsproß; er wird Balders Blut vergießen,das Alter enden Odins Söhne. Genötigt sprach ich: nun will ich schweigen.
10 Odin
>Schweig nicht,Wölwa! Ich will dich fragen,bis alles ich weiß; weiter sag mir: wer heischt Rache für Hödurs Tat,bringt zum Brandstoß Balders Mörder?<
11 Die Seherin
>Rinda im Westsaal Wali gebiert: nicht wäscht er die Hand,nicht kämmt er das Haar,bis Balders Feind auf dem Brandstoß liegt: Genötigt sprach ich; nun will ich schweigen.<
12 Odin
>Schweig nicht Wölwa! Ich will dich fragen bis alles ich weiß; weiter sag mir: welche Mädchen weinen gerne,werfen gen Himmel die Halslinnen?<
13 Die Seherin
>Nicht Wegtam bist du,wie ich meinte: Odin bist du,der alte Held!<
Odin
>Keine Wölwa bist du,keine weise Frau; drei Thursen sind die Töchter dein!<
14 Die Seherin
>Reit nun heimwärts! Des Ruhmers sei froh! So komme künftig keiner mir nah,bis Loki den Leib löst aus Banden und der Rater Schicksal zerschmetternd naht!<
Anmerkung:
2 Nifelheim,Nebelheim,ein Name der Hel,des Totenreichs. 3 ( Zu Odin als Herrn der Zaubers sieh Nr. 25. 6 Wegtam >der Weggewohnte<,Waltam >der Schlachtgewohnte<. Vgl zu Nr. 6 Str. 22 Also: zu wessen Empfang ist der Saal der Hel geschmückt? 9 (1) >her<,d.h. in die Hel. Nach Snorris Darstellung tötet der blinde Gott Hödur seinen Bruder Balder durch den Schuß mit dem Mistelzweig. 11 (2) Odin zeugt mit der Riesin Rinda den Rächer Wali; dieser schreitet,einen Tag alt,zur Tat: dies drückt Z. 3,5 plastisch aus: Der Urtext enthält vor diesen noch die beiden Strophen überfüllenden Zeilen: >Der Odins Sohn einnächtig kämpft.< 12 (5- Odin kleidet die letzte Frage
>Wer wird Balder beweinen?< In die Gestalt eines Rätsels,sehr ähnlich den Rätselfragen in Nr. 24 Str. 18-24. Das Rätsel soll für die Riesin und uns,unlösbar sein; der Gedanke ist,daß die Seherin an dieser geheimnisvollen Frage den Odin erkennt. 14 (5- Das Loskommen des gefesselten Loki eröffnet den Götteruntergang, >der Rater Schicksal<.
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