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25. Die Runenlehren aus der Edda von Felix Genzmer

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Beitrag  Magiccircle So März 17, 2013 10:21 pm

Wir kennen viele germanische Runeninschriften, von denen die ältesten um 200 n. Chr. entstanden sein sollen; doch ist diese Zahl unsicher. Umstritten ist die Frage nach Alter und Herkunft der Runen. Daß man diese auch als Buchstaben für Inschriften und Mitteilungen benutzen kann, haben die Germanen wohl von einem ihrer Nachbarvölker, den Griechen, Römern oder Kelten gelernt. Für Zauber und Weissagung aber kann man Runen schon viel früher gebraucht haben. Ähnlichkeiten mit den Schriftarten anderer Völker können teils auf Urverwandschaft, teils auch darauf beruhen, daß man bei der späteren Verwendung als Schriftzeichen einzelne Runen nach fremdem Vorbild umformte, oder neu einfügte.
Die Edda erzählt uns nur, woher die Runen stammen und wie man mit ihnen zaubern oder die Zukunft erfragen kann. Leider sind es nur Bruchstücke, die an verschiedenen Stellen der Eddasammlung verstreut sind. (ob diese hier richtig geordnet sind, bleibt ungewiss.)
Magisch entrückt verkündet uns der Runenmeister im ersten Stück seine geheime Weisheit. Am Urdbrunnen sitzt er, dem einst die Nornen entstiegen sind, die die Zukunft und das Menschenlos bestimmen. Was er uns lehrt , hat er vor Hars, des Hohen, Odins, Halle aus dem Munde des höchsten Gottes selbst vernommen. In Odins Runenkunde hören wir, wie Odin in seiner Jugend einmal erduldet hat, was später die Odinsopfer erlitten, indem er gehenkt und gespießt wurde, wie er dabei die Runen gefunden hat und wie er dann von seinem Mutterbruder, wohl dem weisen Riesen Mimir, tiefer in diese Weisheit eingefügt worden ist und einen Trunk getan hat von dem Zaubermet Odrörir (Geisterrieger), den später die Skalden zum Dichtermet machten. Daß man die Runen schon sehr früh von den Göttern und überweltlichen Mächten herleitete,  lehrt uns ein schwedischer Runenstein aus dem 6. Jahrhundert, dessen Inschrift beginnt: >>Runen färb ich, raterentsprossene<<. Von der Deutung der Runen, die uns das zweite Gesätz von A verheißt, erfahren wir leider nichts, dieser Teil des Liedes ist verloren.
Auch das dritte Stück enthält Lehren eines Runenmeisters, die in dunklen Worten beginnen. Heiddraupnir und Hoddrofnir sind wohl Namen Mimirs, Zauberherr, Raterfürst und Thund sind Bezeichnungen Odins. Wir erfahren, daß der Zaubermet seine Kraft dadurch erhalten hat, daß man Runen mischte. Menschen und Außerirdischen ist von dem Met und damit von der Kraft dieser Runen zuteil geworden
Die Schlußzeile von A warnt vor vorzeitigem reden beim Runenzauer. Das vierte stück bejehrt uns, daß alle Dinge in und ausserhalb der Menschenwelt ihre Runen haben, an die ihre besonderen Kräfte gebunden sind. wer diese Runen kennt, dem ist die Macht aller Dinge dienbar.
Das fünfte Stück zählt Kraft und Verwendung einer Reihe von Runen auf. Daß es nicht vollständig ist, zeigt das Schlußgesätz, das noch weitere Arten nennt.
Der nächste kleine Splitter sagt uns, daß man durch Runen einen Toten zum Reden bringen kann, der beim großen Opferfest mit allerhand Getier gehenkt ist, mag  er auch schon lange im Winde pendeln und mumienhaft ausgetrocknet oder hart gefroren sein.
Das letzte Gesätz gehört zu den spärlichen Resten, die uns von heidnischer Kultdichtung gerettet sind. Die Zukunft zu erfragen, ritzt man hier Runen, verbunden mit einem Tieropfer, wohl um die Gottheit gnädig zu stimmen. Indem man die Runen färbt, besonders mit Blut, steigert man ihre Kraft. Man darf sich dieses Gesätz von einem Priester gesprochen denken, der die Kulthandlung leitet, zu einem Gehilfen oder zu den Teilnehmern an der Feier, Die Form, ein starrer Kurzzeilengleichlauf ist hochaltertümlich

Genzmer

A. Die Entstehung der Runen

1:Zeit ist's zu raunnen
und dem Rednerstuhl
an dem Urborn Urds.
Ich schaute und schwieg,
sie schaute und sann,
lausch auf der Männer Mund:

2:
Von Runen hört ich reden -
sie verriten die Deutung
vor der Halle Hars
hört ich sagen so:

3:
Runen sollst du finden
und rätliche Stäbe,
gar starke Stäbe,
die gerötet der Redeherr
von gewirket Welttmächte
und geritzt der Raterfürst.

4:
Dann zeigt sich's recht,
wenn du nach Runen fragst,
den raterentsproßnen,
wie sie wirkten Waltmächte,
und sie zog der Zauberherr:
wer Verstand hat, bleibt stumm.

B: Odins Runenwerbung

>> Ich weiß, daß ich hing
am windigen Baum
neun Nächte lang
mit  dem Ger verwundet,
geweiht dem Odin,
ich selbst mir selbst,
an jenem Baum,
da jedem fremd,
aus welcher Wurzel er wächst.

2:
Sie spendeten mir
nicht Speise noch Trank;
nieder neigt ich mich,
nahm auf die Runen,
nahm sie rufend auf;
nieder dann neigt ich mich.

3:
Neun Hauptlieder
lernt ich vom hehren Bruder,
der Bestla, dem Bölthornsohn;
von Odrörir,
dem edelsten Met,
tat ich einen Trunk.

4:
Nu wachsen begann ich
und wohl zu gedeihn,
weise ward ich da,
Wort mich von Wort
zu Wort führte.
Werk mich von Werk
zu Werk führte.

5:
Nun sind Hars Reden
in seiner Halle gesagt,
gar rätlich Reckensöhnen,
nicht rätlich Riesensöhnen.
Heil, der sie wies!
Heil, der sie weiß!
Er wahre sie wohl!
Heil, die sie hörten! <<

C: Die Ausbreitung der Runen

1:
Sie schuf er,
sie schnitt er,
sie ersann Siegvater,
durch den Trank,
der getropft war
aus Heiddraupnirs Haupt
und aus Hoddrofnirs Horn.

2:
Sie wirkt er,
sie webt er,
sie alle setzt zusammen
er auf dem Thing,
da die Degen ziehn
zu gerechtem Gericht.

3:.
Auf dem Berg stand er
mit Brimirs Schneiden,
trug auf dem Haupt den Helm;
da sprach Mimirs Mund
wahres Weisheitswort
und redete Runenkunde.

4:
>> Runen sollst du lernen
und rätliche Stäbe,
Stäbe gar stark,
Zeichen voll Zauberkraft,
wo sie zog der Zauberherr,
wie sie wirkten Weihgötter,
wie sie ritzte der Raterfürst

5.
Dain bei den Alben,
Dwalin bei den Zwergen,
Odin im Asenreich,
Alswind im Jötenreich;
auch ich ritzte einige.

6:
So ritzte Thund
vor der Tage Beginn;
dort erhob er sich,
von wo heim er kam.

7:
Abgeschabt waren alle,
die eingeritzt waren
und in den mächtigen Met gemischt,
und weiten Weg gesandt;
die sind bei den Asen,
die sind bei den Alben,
die bei weisen Wanen,
die in der Menschen Macht.

D: Wo Runen  stehen

Auf den Schild sie geritzt,
der steht vor der schimmernden Göttin,
auf Arwakers Ohr
und auf Alswinns Huf,
auf das Rad, das sich dreht
unter des Donners Wagen,
auf Sleipnirs Zähne
und die Zunge Bragis,
auf des Schlittens Kufen
und den Schnabel des Adlers,
auf des Bären Pranke
und die Pfoten des Wolfs,
auf blutige Schwinge
und der Brücke Stoß,
auf der Heilbringerin Hand
und der Helferin Spur,
auf Glas und auf Gold
und auf gutes Kleinod,
in den Wein und ins Bier
und auf gewohnten Sitz,
auf Gungnirs Spitze
und auf Granis Brust,
auf der Norne Nagel
und der Nachteule Schnabel.

E. Runengebrauch:

Siegrunen lerne,
willst du Sieg haben!
Auf den Schwertknauf schneide sie,
auf die Blutrinne
und des Rückens Brite
und ruf zweimal zu Tyr.

2.
Älrunen lerne,
soll eines andern Weib
nicht trügen dein Vertraun!
Aufs Horn soll man sie ritzen
und auf den Handrücken
und ziehn auf dem Nagell >>Not<<.

3:
Den Becher soll man segnen
und vor Bösem sich schirmen,
werfen Lauch in den Labetrank;
dann bin ich gewiß,
daß Böses dir nicht
gemischt wird in den Met.

4:
Gebärrunen brauche,
willst zur Geburt du helfen,
lösen  das Kind von den Kreißenden.
Auf die Hand soll man sie graben
und um die Glieder sie spannen,
bei den Disen Gedeihn erflehn.

5:
Brandungsrunen brauche,
wenn du bergenn willst
auf der Fahrt das Flutenroß!
Man brennt sie auf den Steven
und auf des Steuers Blatt
und ritzt auf die Ruder sie.
Nicht ist so schwer die Brandung
noch so schwarz die Woge: zum Hafen kommst du heil.

6:
Astrunen lerne,
wenn ein Arzt du sein
und Krankheit erkennen willst!
Man ritzt sie auf die Borke
und des Baumes Gezweig,
der ostwärts die Äste streckt.

7:
Rederunen lerne,
soll kein Recke ein Leid
grimmig vergelten dir!
. . .

8:
Denkrunen lerne,
soll der Degen keiner
deinen Verstand bestehn!
. . .

9:
Das sind Buchenrunen,
das sind Gebärrunen
und alle Älrunen
und köstliche Kraftrunen
dem, der sie versehrt
und unverstört
sich zum Heil behält.
Nütz es, vernahms du's,
bis die Götter vergehn!

F. Runenzauber an Toten:

Oft kommt heilsamer Rat
aus hartem Balg,
der bei Häuten hängt
und bei Fellen flattert
und baumelt bei Bösewichten.

G. Runenweissagungen:

Weißt du zu ritzen?
Weißt du zu raten?
Weißt du zu färben?
Weißt du zu fragen?
Weißt du zu wünschen?
Weißt du zu weihen?
Weißt du zu schicken?
Weißt du zu schlachten?

Anmerkungen:
A 2: Har, der Hohe: Beiname Odins. 4 (3) D. h. den von den Göttern stammenden. B 1: Indem der Gott die Behandlung der Odinsopfer erfährt, Hängung und Spießung, ist er selber dem Odin dargebracht. Von einer freiwilligen Selbstopferung sagen die Verse nichts. (7-9): Die Weltesche, das gesteigerte Abbild des Opferbaums im irdischen Tempelhain. 2 (4): Mit dem Auge nimmt Odin die Runen (Stäbe) auf (und liest sie ab): Dadurch kommt er vom Galgen los. 3 (1): Kraftvolle Zaubersprüche. (2-3): Der Riese Bölthorn ist der Vater der Bestla. Bestlas Bruder also Odins Oheim ist der weise Mimir, den wir als einen der Götter wohlgesinnten Riesen, als Berater Odins, kennen; sieh Nr 1 Str. 38. (4-6): Der Met ist offenbar hier noch in seiner ursprünglichen Bedeutung gefaßt, als ein Trank, der Zauberkraft verleiht.Hier wird er also nicht dem feindlichen Riesen Suttung oder Fjalar geraubt, sondern von dem wohlwollenden Riesen Mimir dargereicht.C 1: Siegvater = Odin. 3: Brimir, ein Schwertname. 5 (1 - 4): ergänze: ritze die Runen. 6: Thund: Beiname Odins. 7 (3): Der "mächtige Met" Odrörir , galt ursprünglich, eh er der Dichtertrank wurde, als Zauberelixier und diese Kraft kam ihm von den eingemischten Runen. Odin hat von dem Trank mitgeteilt an Menschen und Außerirdiche. D: schimmernde Göttin: die Sonne. Gungnir: Speer Odins. Grani: Sigurds Pferd. E 2: Die Bierrunen auf Trinkhorn, Handrücken und Fingernagel anzubringen, sollen schützen gegen den vergifteten Trank, den die Frau des Feindes kredenzt. Ein klassisches Beispiel aus dem Leben bietet die Geschichte vom Skalden Egil Kap. 44 (Saga 1 S.113). Not ist der gemeingermanische Name der N- Rune. 5: Flutenroß: Schiff

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